Skifahren in Afghanistan
Kurz nach der Landung wurden wir am Flughafen abgeholt. Unser Gepäck verluden wir in den bereitstehenden Allrad Minibus. Die Gegend was umwerfend, die nächsten Gipfel erhoben sich just hinter der Schotterpiste wo wir landeten. Bis zu 5045 Meter über Meer, Schnee runter bis in die Täler, trockenes, kaltes Klima. zum Mittagessen gab es die ersten Kebab Fleischspiesse und wir wurden im sichersten Hotel der Stadt einquartiert. Am nächsten Tag standen wir gegen mittag auf dem Gipfel «Open Book», 3810 meter über Meer. Wir waren die Ersten die jemals im Winter oben standen und die herrliche Weitsicht sowie die Abfahrt genossen. Der perfekte Skiurlaub. Willkommen in Bamiyan, Afghanistan.
Ich bin sehr gerne unterwegs, am liebsten etwas planlos, nur mit einer Idee und einem fernen Ziel. In der «NZZ am Sonntag» las ich von einem Skirennen in Afghanistan. Christoph Zürcher, der weit gereiste und sensationslustige Journalist, machte sich im Jahre 2011 mit rund 15 Paar Tourenskiern nach Bamiyan auf, verteilte diese unter den lokalen Männern und veranstaltete mit ihnen ein Skitourenrennen. Dies tat er nicht nur um eine gute Geschichte schreiben zu können, sondern auch um den Tourismus zu fördern und den Menschen eine Passion zeigen – nämlich Skisport. Fern von Religion und Krieg.
Ich bin sehr gerne unterwegs, am liebsten etwas planlos, nur mit einer Idee und einem fernen Ziel. In der «NZZ am Sonntag» las ich von einem Skirennen in Afghanistan. Christoph Zürcher, der weit gereiste und sensationslustige Journalist, machte sich im Jahre 2011 mit rund 15 Paar Tourenskiern nach Bamiyan auf, verteilte diese unter den lokalen Männern und veranstaltete mit ihnen ein Skitourenrennen. Dies tat er nicht nur um eine gute Geschichte schreiben zu können, sondern auch um den Tourismus zu fördern und den Menschen eine Passion zeigen – nämlich Skisport. Fern von Religion und Krieg.
Ich wollte mir das unbedingt selber anschauen und so suchte ich Freunde, die auf den ausserordentlichen Skiurlaub mitkamen. Unser Wissen über dieses Land beschränkte sich auf Taliban und Krieg, Land und Leute waren uns gänzlich unbekannt. Arnaud Cottet, direkt aus dem Iran, und Loïs Robatel aus Chablais (Waadtland) machten sich mit mir ins Ungewisse auf. Wir trafen uns in Dubai und kontaktierten via Facebook Ferdinando Rollando in Kabul, welcher uns am nächsten Morgen am Flughafen abholte. Die erste Nacht verbrachten wir in seinem Haus der gemeinnützigen Organisation «Alpistan» in Kabul und uns wurde schnell bewusst, dass wir nicht in einem gängigen Touristenland unterwegs waren. Afghanistan befindet sich leider noch immer im Bürgerkrieg. Strassensperren, bewaffnete Soldaten, Radschützenpanzer und Kampfhelikopter wo man hinschaute.
Mit dem Überflug nach Bamiyan landeten wir in einem Paradies für Skitouren-Fahrer. Ruhiger war es dort, weniger Präsenz des aktuellen Krieges und seit Jahren keine Anschläge mehr. Die tiefen Spuren der Taliban prägen das Tal, die leeren Höhlen der Buddha-Statuen überschatten das friedliche Tal an der Seidenstrasse. Wir fühlten uns trotzdem schnell wohl, hatten einen sympathischen Guide, Rahimullah Attayeezada, welcher uns auf den Skitouren begleitete. Ich fragte ihn, ob es denn nicht möglich wäre, nachts zu den Buddha- Nischen zu gehen und Bilder mit dem beeindruckenden Sternenhimmel zu machen. Er müsse dies zuerst mit dem Polizeipräsidium absprechen und insistierte kurz darauf, dass es zu gefährlich sei.
Mit dem Überflug nach Bamiyan landeten wir in einem Paradies für Skitouren-Fahrer. Ruhiger war es dort, weniger Präsenz des aktuellen Krieges und seit Jahren keine Anschläge mehr. Die tiefen Spuren der Taliban prägen das Tal, die leeren Höhlen der Buddha-Statuen überschatten das friedliche Tal an der Seidenstrasse. Wir fühlten uns trotzdem schnell wohl, hatten einen sympathischen Guide, Rahimullah Attayeezada, welcher uns auf den Skitouren begleitete. Ich fragte ihn, ob es denn nicht möglich wäre, nachts zu den Buddha- Nischen zu gehen und Bilder mit dem beeindruckenden Sternenhimmel zu machen. Er müsse dies zuerst mit dem Polizeipräsidium absprechen und insistierte kurz darauf, dass es zu gefährlich sei.
Wir unternahmen eine weitere Tages-Skitour zu den Band-e-Amir Seen und lernten abends Abdulbaqi an der staubigen und lebendigen Marktstrasse in Bamiyan kennen. Dieser lud uns zum Kaffee in seine Boutique ein und zeigte uns seine persönliche Pistole, die er immer geladen auf sich trägt. Er erklärte in diesem Tal sei alles sicher. «No problem if you go out at night alone.» So beschloss ich abends meine Kamera mit Stativ zu packen und Nachtbilder der Buddha-Nischen zu machen. Schon beim Verlassen des Hotels kamen aber die ersten Hürden. Der frisch aufgeweckte Soldat rief «Danger, danger» und versperrte mir den Weg. Viel zu gefährlich sei es draussen um diese Zeit. Nach einer kurzen Unterhaltung mit der Rezeptionistin liess diese ausrichten, dass ich trotzdem raus dürfe. Ich solle aber ganz schnell wieder zurückkommen, meinte sie noch.
Kaum war ich auf der menschenverlassenen Strasse mit spärlichem Licht, befürchtete ich bei jedem Haus, von Hunden gefressen zu werden. Bis zu den Nischen waren es ca. 20 Minuten Fussmarsch durch Strassen und Felder. Soldaten patrouillierten mit Pick-ups und beobachteten mich, kamen aber nicht näher. Eine Stunde verbrachte ich mit Fotografieren, bewegte mich so wenig wie möglich und war sehr froh nach einer erneuten aufgeregten Wanderung durch dunkle Strassen und all die Vorgärten mit Hunden, heil im Hotel zurück zu sein.
Kaum war ich auf der menschenverlassenen Strasse mit spärlichem Licht, befürchtete ich bei jedem Haus, von Hunden gefressen zu werden. Bis zu den Nischen waren es ca. 20 Minuten Fussmarsch durch Strassen und Felder. Soldaten patrouillierten mit Pick-ups und beobachteten mich, kamen aber nicht näher. Eine Stunde verbrachte ich mit Fotografieren, bewegte mich so wenig wie möglich und war sehr froh nach einer erneuten aufgeregten Wanderung durch dunkle Strassen und all die Vorgärten mit Hunden, heil im Hotel zurück zu sein.
Afghanistan ist anders als man denkt. Die Zerstörung des Krieges ist auch in den kommenden Jahren nicht wieder gut zu machen. Die Skifahrer bringen den Bergregionen eine neue Perspektive. Die Leute sind müde vom ewigen Streiten, die internationalen Armee sind eher Besetzer als Befreier. Der Austausch mit anderen Menschen bringt der Bevölkerung Hoffnung. Der Skisport und Tourismus ist eine Chance das Land wieder lebhaft zu machen. Das meinte sogar Abdulrahim, Mullah aus Jawkar, einem Bergdorf auf 3150 Meter über Meer. Wir fragten ihn nach seiner Botschaft für die Europäer. «Egal welcher Religion du angehörst, aus welchem Land du stammst, wir wollen einfach friedlich zusammen leben,» antwortet dieser weise und fügte an, bei ihnen sei jeder Tourist herzlich willkommen, egal ob im Sommer oder Winter.
Artikel erschienen im TWIN Magazine Nr. 10, Dezember 2014.
Ausstellung und Vorträge übers Skifahren in Afghanistan im Alpinen Museum in Bern, 2015 und einen weiteren Folgevortrag im Hotel Regina in Mürren im Februar 2017. Bei Interesse ungeniert melden.
Artikel erschienen im TWIN Magazine Nr. 10, Dezember 2014.
Ausstellung und Vorträge übers Skifahren in Afghanistan im Alpinen Museum in Bern, 2015 und einen weiteren Folgevortrag im Hotel Regina in Mürren im Februar 2017. Bei Interesse ungeniert melden.
Ruedi Flück 2024 — Bern, Switzerland