Skifahren in Kiev

Und dann flogen wir nach Kiev zum Skifahren. Osteuropa versank im Schnee, Freunde aus Kiev posteten Bilder, wie sie den berühmten Andriyivskyy Descent mit Skis runter fuhren und mit der kurzen Seilbahn wieder hoch. Eine Nachricht auf Facebook genügte um Laurent De Martin, Samuel Ortlieb, Silvan Zweifel, Alex Chabod und Jules Guarneri zu überzeugen. Zwei Tage später sassen wir gemeinsam im Lufthansa Flug nach Kiev, im Gepäck viel Material zum Skifahren, Filmen und Fotografieren.
Bereits war es am Eindunkeln und wir näherten uns Rodina Mat. Mutter Mutterland, eine der grossen Statuen in den sieben Heldenstäten der ehemaligen Sowjetunion. Perfektes Reportage Bild, Skifahren vom Fundament der symbolträchtigen Statue und wir wurden nicht einmal von Sicherheitsleuten oder Polizisten aufgehalten. Es kreuzte uns nur ein betrunkener Gleichaltriger mit dem Snowboard auf dem Rücken und Schaufel in der Hand. Er meinte er gehe auf die andere Seite des Hügels, dort baue er mit Freunden eine Schanze. Er liebt es Schanzen zu springen! Wir fragten ihn nach Spots in der Stadt und er nannte uns das einzige kleine Skigebiet mit zwei Liften an der Protasiv Yar Strasse. Das mag er aber nicht. Kann ich auch verstehen, Lifttickets kosten dort umgerechnet über 20 Franken. Das ist mehr als ein ganzer Tageslohn in der Ukraine.
Nach den ersten drei Tagen in der Stadt fuhren wir Samstags Nacht um 22:00 in besagtes kleine Skigebiet. Bis 04:00 blieben die Skilifte am Laufen und so vergnügten wir uns im kleine Park mit perfekt geshaptem Downrail und machten Bekanntschaft mit lokalen Snowboardern. „Was machst du morgen?“ fragten wir den enthusiastischen jungen Snowboarder Vanya. „Nichts.“ Meinte dieser und so verabredeten wir uns mit ihm am Sonntag, er wollte uns ein par Spots zeigen. Vanya zeigte uns nicht nur gute Rails, sondern verschaffte uns auch einen Einblick ins lokale Leben. Von einem Fremden nahm er beim 6-Kink-Rail eine halb gerauchte Zigarette an. Schon das fanden wir komisch und waren nicht überrascht als uns dieser kurz darauf fragte, ob wir Amphetamine kaufen wollen. Wir suchten das Weite, vorbei an den beiden Fischverkäufern in Militäruniform zu unseren Mietautos.
Ich wage zu behaupten, dass Kiev zum neuen Montreal werden könnte. Montreal eine der Städte, welche oft im Schnee versinkt und viele Hindernisse zum Skifahren und Snowboarden aufweist. Kiev scheint diesbezüglich sehr ähnlich. Unzählige Orte mussten wir links liegen lassen, weil wir nicht die Zeit hatten. Ich denke wir werden in Zukunft noch oft Bilder von Brettkünstlern aus dieser rauen Stadt im Osten zu sehen bekommen.

до скоро, великий город!


Ruedi Flück 2024 — Bern, Switzerland